Apnoetauchen Gefahren

Bei dieser Überschrift soll natürlich nicht gleich der Eindruck entstehen, dass gerade Apnoetauchen gefährlich sei. In allen Sportarten gibt es Risiken, die sowohl vom Menschen selbst, als auch von äußeren Umständen ausgehen können. Und wie überall im Leben, lassen sich Gefahren bei umsichtigem Handeln gegen null reduzieren. Im Folgenden wird unterschieden zwischen Orte der Ausübung des Apnoesportes (Gewässer, Bäder), Ausrüstungsgegenstände und dem menschlichen Verhalten in Bezug auf die Ausübung des Apnoesportes. Grundsätzlich gilt immer und ausnahmslos: „Never dive alone.“ Wer sich nicht daran hält, befindet sich schon in größter Gefahr!

Gefahren im Freiwassertraining

Freiwassertraining bedeutet in den meisten Fällen Tieftauchen an einer Boje oder Schnorcheln mit gelegentlichem Abtauchen, wobei das nur in sehr klaren Seen und im Meer seinen Reiz hat. Grundsätzlich sollte ein Freediver seinen Tauchspot gut kennen, zumal nicht in allen Gewässern getaucht werden darf. Daher sollten sich Freediver vor der Erkundung eines neuen Tauchspots über die gesetzliche Lage, die Zugänge zum Gewässer, Grundbeschaffenheit, Flora und Fauna, Wassersport und Wetterverhältnisse erkundigen.

Gefahren im Meer – Wind und Wetter

Grundsätzlich sollten sich Freediver immer über Strömung und Tiden informieren. Der Tidenhub ist von Meer zu Meer sehr unterschiedlich, und nur im Mittelmeer, Roten Meer und in der Ostsee so gering, dass die Tiden dort keine große Gefahr darstellen. Hingegen der Atlantik mit seinem Hub bis 7Meter eine ernste Gefahr darstellen kann. Wenn Apnoetaucher vom Ufer aus tauchen gehen, haben sie trotz der Flossen gegen die einsetzende Ebbe keine Chance. Jeder Windwechsel verändert zudem die Strömung, die je nach Stärke die Apnoetaucher mit ihrem Bojen –  System weit abtreiben lassen können. Wetterumschwünge mit schnell wachsenden Wellenbergen können in wenigen Sekunden stattfinden, was das Schwimmen zum Ufer zu einer Überanstrengung werden lassen kann.

Gefahren im Meer – Fauna

Die Unterwasserwelt der Meere ist immer faszinierend, vor allem, wenn Fische und Meeressäuger in der Nähe sind. Die Erkundung der Unterwasserwelt ist eine der schönsten Erlebnisse im Apnoetauchsport, und so bleibt es nicht aus, dass trainierte Freediver, die sehr tief und sehr lange tauchen können, mit den Lebewesen unter Wasser Kontakt haben. Unabhängig davon, dass Taucher einen respektvollen Umgang mit den Lebewesen unter Wasser pflegen sollten, kann es zu unfreiwilligen Berührungen kommen, die sehr schmerzvoll bis tödlich sein können. Von harmlos nesselnden Organismen bis hin zu sehr giftigen Quallen und Fischen, bieten die Meere alles. Schon deswegen sollten Apnoeisten und Schnorchler auch in den Tropen einen Neoprenschutz oder ähnliches tragen.

Gefahren im Meer – Wracks

Eine der großen Faszinationen für Taucher, mit oder ohne Gerät, sind Wracks von Schiffen, Flugzeugen und sonstigen Fahrzeugen. Der unbändige Wunsch in Wracks hinein zu tauchen um sich darin umzusehen, bringt eine Vielzahl von Gefahren mit sich. So ist zum Beispiel das Verletzungsrisiko recht groß. Im Innern eines Wracks gibt es nicht selten scharfkantige und spitz herausstehende Wrackteile. Sind die Wracks groß und dunkel, wird zuweilen der Ausgang nicht mehr so leicht gefunden, was zu Panikanfällen führen kann. Auch haben sich Taucher schon versehentlich eingeklemmt. Die Faszination verführt darüber hinaus, den Tauchgang zu lange werden zu lassen, sodass die Luft für den Aufstieg nicht mehr reicht.

Gefahr im Meer – Netze und Fischerzonen

In jedem Meer gibt es Zonen, in denen Berufsfischer ihre Netze stellen oder ziehen. Diese Bereiche sind für Taucher tabu. Die Gefahr sich in diesen fast unsichtbaren Netzen zu verheddern ist groß. Vor allem losgerissene alte Netze und Leinen, die gerne mal durch das Wasser treiben, können unfreiwillig dazu führen sich darin zu verfangen.

Gefahren in Meer und See – Wassersport

Wo getaucht wird, darf auch oft gesegelt, gerudert, und Wasserski gefahren werden. Unfälle, in denen Motorboote einem gerade aufgestiegenen Apnoetaucher fast den Kopf abfahren, kommen jedes Jahr vor. Freediver können das Motorengeräusch unter Wasser zwar gut hören, aber nicht orten. Ruderer, Segler, Surfer, Kajakfahrer oder Kanuten kommen lautlos daher, und wissen meistens nicht, dass die farbigen Bojen ein Auftriebskörper von Apnoetauchern sind. Nicht selten denken sich solche Wassersportler irrtümlich, dass die Apnoebojen ein geeigneter Wendepunkt sein können. Hier müssen Freediver gut Vorsorgen, zumal auf großen Seen auch die Berufsschifffahrt allgegenwärtig ist und ihre Routen hat, und wegen ein paar Apnoetauchern, die sich nicht erkundigt haben, sicher nicht ausweichen.

Gefahren beim Bojen setzen

Unter Bojen setzen versteht man das Herunterlassen des Grundgewichtes am Seil. Apnoeisten sollten sich klar darüber sein, dass die beliebtesten Apnoetauchspots auch beliebte Gerätetauchspots sind. In einem solchen Bereich bedenkenlos ein Grundgewicht von 4 – 12 Kilogramm ins Wasser zu schmeißen, kann verheerende Folgen haben, wenn dieses Gewicht den Kopf eines Scubadivers trifft, der da gerade ahnungslos in der Tiefe seinen Tauchgang absolviert.

Gefahren Befestigung am Führungsseil

Die meisten Befestigungen zwischen Seil und Grundgewicht sind inzwischen sehr sicher. Nur selten trifft man noch den Palsteg über einer Grundplatte, in der gerne mal der Karabiner der Safety – Lanyard hängen bleibt, und somit zu einem unfreiwillig verlängerten Tauchgang führt, vom kurzen Moment der Panik abgesehen.

Gefahr durch den Freediver selbst

Zur Selbstverständlichkeit eines Apnoetauchers gehört die Pflege der eigenen Gesundheit. Steht diese nicht im Vordergrund, ist die gesamte Einstellung zum Apnoetauchen zweifelhaft. Sehr risikoreich allerdings ist der persönliche Ehrgeiz. Der Wunsch nach Leistungssteigerung ist legitim, sollte allerdings einer gründlichen Trainingsplanung unterliegen. Sind die Erwartungen in Trainings und in Wettkämpfen zu hoch angesetzt, sind unschöne Ausgänge der Tauchgänge vorprogrammiert. Wer so unterwegs ist, schadet langfristig seiner Gesundheit. Ebenso gilt es einerseits als Athlet nie den Trainingspartner durch mangelnde Kommunikation und zu radikale Tauchgänge zu überfordern, als auch sich selbst durch andere Tauchpartner überfordern zu lassen. Apnoetauchen ist ein Buddy Sport, in dem Partner aufeinander aufpassen.

Gefahren, die immer auftreten können

Auch wenn wir uns wohlfühlen und Lust auf ein Training haben, wissen wir nie zu 100%, ob nicht doch im Organismus irgendetwas anderes abläuft, das unsere Gesundheit in dem Moment belasten könnte. Spitzenreiter in den Funktionen, die gerne ausfallen, ist der Druckausgleich. Wird dieser trotz Schwierigkeiten erzwungen, kann es dabei zu druckbedingten Verletzungen und Infektionen kommen. Ein Trommelfellriss in der Tiefe ist schmerzhaft und gefährlich, da kurz die Orientierung verloren geht. Bei besonders tiefen Tauchgängen besteht immer die Gefahr von sogenannten Squeezes. Das sind druckbedingte Mikroverletzungen in der Luftröhre und in den Lungenbläschen, da die Kompression zu stark sein kann, oder der Druckausgleich zu sehr erzwungen wurde. Das Resultat ist das Abhusten von Blut und das muss sofort medizinisch versorgt werden.

Gefahren beim Tieftauchen durch schlechte Sicht

Kaum jemand wagt es normalerweise bei schlechter Sicht zu trainieren. Doch manchmal liegt eine lange Anreise hinter den Apnoetauchern, und dann soll es nicht umsonst gewesen sein. Die größte Gefahr entsteht beim Sichern. Der Sicherungstaucher wird bei Sichtweiten von maximal 2 Metern seinen Partner immer zu spät erblicken. Die Gefahr der Kollision ist hier sehr groß. Muss ein Sicherer in größere Tiefen vordringen um einen tiefen Tauchgang zu sichern, ist die psychische Belastung hoch. Sollte hier eine Bergung in Folge eines Blackouts nötig sein, kann das auch beim Sicherer Panik auslösen, was dazu führt, dass am Ende zwei Freediver gerettet werden müssen.

Gefahren bei Extremtauchern

Fachärzte der GTÜM (Gesellschaft für Tauch – und Überdruckmedizin) haben bereits im Jahre 2003 empfohlen, nach jedem Apnoetauchgang auf mindestens 40m Tiefe, Sauerstoff zu atmen. Das heißt konkret, dass Freediver, die tiefer als 40m tauchen, einer Stickstoffsättigung unterliegen. Bei Wiederholungstauchengen in diese Tiefen hat sich das bestätigt. Superathleten, die mittlerweile jenseits der 100m Marke unterwegs sind, dürfen nur diesen einen Tauchgang (ab 50m empfohlen) machen und müssen im direkten Anschluss ungefähr 30 Minuten reinen Sauerstoff atmen, um den gefährlichen Stickstoff heraus zu atmen.

Gefahren in Pools / Schwimmbädern

Die hier lauernden Gefahren werden auch in den Level Kursen angesprochen. Endet ein Tauchgang, egal ob auf Strecke oder statisch, mit einem LMC, besteht die Gefahr, dass sich der Taucher durch die Krämpfe und durch die Zuckungen verletzt, vor allem durch das Anschlagen des Kopfes am Beckenrand. Die größte Gefahr beim Streckentauchen besteht bei den Versuchen mit halber oder leerer Lunge zu tauchen. Diese Modeerscheinung mancher Athleten, die den FRC – Gedanken vom Tieftauchen in die Horizontale verlegen wollten, haben mittlerweile einige Freediver mit dem Leben bezahlt, da keiner aufgepasst hatte. Deswegen noch einmal: Never dive alone!

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