Apnoetauchen lernen
Kann man das? Und wenn ja, wie?
Zunächst sollten wir mal mit einigen Mythen aufräumen, die sich rund um die Apnoe – Ausbildung ranken. Dabei müssen wir auch gleichzeitig die Fragestellung präzisieren: Kann wirklich jeder Apnoetauchen lernen? Diese Frage wird meistens mit „Ja“ beantwortet. Allerdings wird in dieser sehr positiv klingenden Antwort etwas vorausgesetzt: Das ist zum einen die Gesundheit, bzw. die Funktionsfähigkeit der zum Freitauchen gehörenden körperlichen Prozesse und die unbedingte Affinität zum Wasser. Hierzu sollten wir uns die unterschiedlichen Disziplinen des Freitauchens, und die dazu gehörenden menschlichen Möglichkeiten genauer anschauen. Auch, wenn diese eingeschränkt sein können.
Freitauchen lernen in Schwimmbädern
In Bädern findet in der Regel die Grundausbildung statt. Das heißt, die Auszubildenden lernen zunächst die richtigen Vorbereitungen zum Freediving kennen. Dazu gehören Atmung, Dehnung, Entspannung und mentale Prozesse. In der Praxis wird das Luftanhalten und die Techniken des Streckentauchens trainiert. Der Fokus beim statischen Tauchen, also dem reinen Luftanhalten, liegt ausschließlich auf der Fähigkeit die Luft anzuhalten, und zwar so lange, wie es für die- oder denjenigen aushaltbar ist. Tatsächlich ist man hier geneigt zu sagen: das kann nun wirklich jeder lernen, da geht es ja nur um die Willenskraft und um gewisse trainierbare Toleranzen hinsichtlich der Atemgase. Allerdings werden hier gerne andere Prozesse vergessen. Zu diesen gehören zum Beispiel das Herz – Kreislauf – System. Da dieses System für einige unserer Prozesse beim Freitauchen maßgeblich ist, sollte es gesund sein. Ist dies der Fall, was bei den meisten Menschen zutreffend ist, kann das Luftanhalten tatsächlich jeder lernen. Im Streckentauchen wird die Bewegung unter Wasser mit Flossen gelehrt. Sofern jemand schwimmen kann, steht auch diesem Lernprozess nichts im Wege.
Das Apnoe - Tieftauchen
Das Tieftauchen in Apnoe ist den eben genannten Disziplinen gegenüber deutlich komplexer. Wir gehen jetzt einmal davon aus, dass das Bewegen der Flossen an den Füßen, die Arme zum Brustschwimmen und die Tiefenatmung in der Vorbereitung vollständig funktionieren. Dann bleibt da noch der Druckausgleich, der in den luftgefüllten Hohlräumen des Kopfes, analog zum steigenden Druck in der Tiefe, hergestellt werden muss. Diese Aktion des Druckausgleiches, die wir Taucher tatsächlich selbst bewusst durchführen müssen, setzt voraus, dass alle so genannten Hohlräume immer frei sind. Sind sie es nicht, liegt zunächst eine harmlose Erkältung vor. Sind sie es zu bestimmten Zeiten nicht, liegt möglicherweise eine temporäre Allergie vor. Sind sie es nie, handelt es sich meistens um eine chronische Schwellung, oder es ist das Resultat von genetischen Deformationen, Verletzungen, operativen Eingriffen, oder ähnliches. Unter diesen Bedingungen ist das Tieftauchen leider nicht möglich. Verletzte nicht regenerierbare Trommelfelle am Mittelohr lassen einen Druckausgleich nicht oder nur bedingt zu. Zu enge Ohrtuben (Eustachische Röhren) sind wiederum trainierbar. Das sollte ärztlich abgeklärt werden. Ergo: jeder kann Freitauchen lernen, sofern die dafür notwendigen körperlichen Voraussetzungen vorhanden sind.
Apnoetauchen alleine lernen “Never dive alone”
Natürlich kennen wir alle, die wir im Meer schnorcheln gehen, den Impuls, mal einige Meter abzutauchen. Die meisten Schnorchler sind so mit dem Apnoetauchen in Kontakt gekommen. Es wird auch immer so sein, dass Menschen, die Schnorcheln gehen und in der Lage sind, einen Druckausgleich intuitiv herzustellen, so zu Freediver werden. Doch kommt hier irgendwann eine Situation, die durch Mangel an Erfahrung und Wissen nicht richtig eingeschätzt wird, und somit eine Gefahrensituation entsteht. Freediving Instruktoren können durch den Unterricht präventiv einwirken, so dass das Freediving stets sicher bleibt.
Freediving von Nicht – Instruktoren lernen
Es ist völlig normal, dass Freediver ihren Kollegen und Freunden das Apnoetauchen in ihrer Freizeit beibringen. Das kann durchaus Erfolg haben, sofern diejenigen erfahrene Athleten sind. Doch auch hier besteht immer ein Restrisiko, welches aus der mangelnden Fachdidaktik, d.h. komplexe Prozesse spezieller Themen verständlich zu vermitteln, resultiert. Athleten fehlt häufig die Theorie zu ihren Fähigkeiten. Theoretikern fehlt, wie der Name sagt, die Praxis.
Apnoetauchen lernen auf einen Blick
Die Ausbildung zum Apnoetaucher hat sich weltweit seit Ende der 90er Jahre Schritt für Schritt etabliert. Die Selfmade – Freediver werden immer weniger, da die Wissenschaft der Tauch – und Überdruckmedizin längst einen tiefen Einblick in die Prozesse des Luftanhaltens gewährt, und deren Forschungsergebnisse in den Lehrunterlagen aller seriösen Apnoetauchschulen zu finden sind. Freitauchen ist überdies außerhalb des Breitensportes zu einer Extremsportart geworden, deren knisternde Atmosphäre alle Interessenten des Freediving rund um den Globus berührt und zu Leistungen anspornt, die ein gewisses Risiko bergen. Genau deswegen ist es ratsam, und auch üblich geworden, an ausgeschriebenen Apnoetauchkursen oder Coachings seriöser Apnoetauchschulen teilzunehmen.