Bleigürtel, Gewichtsgurte und andere Tariersysteme
Immer wieder taucht die Frage auf, warum Menschen mit Gewichten beladen Tauchen gehen. Nun, wir wissen ja, dass wir, wenn wir ins Wasser steigen und eingeatmet haben, nicht gleich untergehen. Dank unserer Lungen, verdrängen wir so viel Wasser, dass genau diese Gewichtskraft des Wassers uns wieder nach oben drückt. Da wir zum Tauchen auch noch einen Neoprenanzug anhaben, der zusätzlich für viel Auftrieb sorgt, treiben wir sogar wie ein Korken auf der Wasseroberfläche. Um diesen Auftrieb zu überwinden, brauchen wir ein externes Gewicht, welches uns wieder etwas schwerer macht. Zum Beispiel ein Bleigürtel. Sonst wäre der Versuch in die Tiefe zu tauchen auf den ersten Metern viel zu anstrengend, und als Gerätetaucher überhaupt nicht möglich
Funktion des Tariersystems
Apnoetaucher nutzen ein Gewichts- oder Tariersystem, mit dem sie sich im Wasser und beim Tauchen in bestimmten Tiefen austarieren können, und zwar so, dass sie an der Wasseroberfläche nicht untergehen, aber von der Wasseroberfläche aus leicht abtauchen können, und auch so, dass sie in einer bestimmten Tiefe weder sinken noch steigen. Da sie also mit Gewichten in die Tiefe tauchen, sollten diese aus Sicherheitsgründen so am Körper platziert werden, dass wenn etwas Unvorhersehbares passiert, sie diese mit einem Griff loswerden können, und so durch den plötzlich entstanden positiven Auftrieb von alleine an die Oberfläche treiben.
Tariersysteme und Bleigürtel
Da auch die taucherischen Aktivitäten unter Freitauchern verschieden sind, können die Tragegewohnheiten von Gewichtssystemen ebenfalls variieren, von den Unterschieden zu Gerätetauchen ganz zu schweigen. Das reicht vom normalen Bleigürtel bis zu integrierten Tarierjackets und Gurtsysteme, die an Fallschirmspringer erinnern.
Der Bleigürtel
Der Bleigürtel ist ein Gürtel, der zwar keine Hose festhält, dafür aber Gewichte, meistens in Form von Bleistücken. Diese Gürtel werden in unterschiedlichen Materialien hergestellt und verfügen über verschiedene Schnellabwurfschnallen. Auf den Gurt werden die Gewichte aufgefädelt und je nach Menge gleichmäßig verteilt. Der Taucher legt sich den Gewichtsgurt um die Hüften und verschließt diesen mit der ebenerwähnten Schnellabwurfschnalle vorne, knapp unterhalb des Bauches.
Der Gewebebandgurt
Hergestellt wird dieser Bleigürtel aus Kevlar als Kernsubstanz, umhüllt mit Polyester. Das Material ist extrem stabil und höchst belastbar. Das Gurtband ist sehr straff gewebt, was allerdings eine gewisse Steifigkeit des Gurtes erzeugt. Er ist also nicht dehnbar und daher für Freediver nicht optimal. Freitaucher benötigen im Bereich des Bauches eine gewisse Flexibilität zum Atmen und einen Gurt, der nicht sofort zum Brustkorb hochrutscht. Auch, wenn dieser Zustand von manchen Apnoetauchern beim Tieftauchen des Schwerpunktes wegen erwünscht ist.
Der Gummigurt
Im Prinzip ist der Gummigurt auch ein Gürtel, nur eben aus Gummi. Gummigürtel werden von Freitauchern und Speerfischern bevorzugt verwendet. Seine Dehnbarkeit lässt das tiefe Atmen der Apnoetaucher leichter zu als starres Gewebeband. Andersherum passt sich der Gummigurt auch leichter an, wenn der Oberkörper mit zunehmender Tiefe komprimiert wird. Wird der Oberkörper in großen Tiefen dünner als der Gürtel schrumpfen kann, rutscht der Bleigürtel auch wie der Gewebebandgurt zum Brustkorb hin, nur nicht so früh.Vereinzelt findet man gelbliche Gurte aus Latex. Da Latex die Grundsubstanz von Gummi ist, sind Latex- und Gummigurte recht ähnlich. Achtung: Es gibt Gummigurte, die recht dick sind. Die passen nicht immer in die Schlitze von kleinen, und vor allem neuen Ein – Kilo- Bleistücken.
Taschengewichtsgurt
Der Taschengurt ist ausschließlich für Gerätetaucher geeignet. Es handelt sich um einen Gewebegürtel mit integrierten Bleitaschen, in die man auch während des Tauchens leicht und schnell die Bleigewichte stopfen oder wechseln kann, ohne den Gürtel dafür zu entfernen. Bevorzugt wird hier das sogenannte Softblei: Ummantelter Bleischrot oder Granulat, dass weicher ist, und daher gut in solche Taschen passt. Doch der Strömungswiderstand und der Tragekomfort beim Apnoetauchen sind extrem ungünstig.
Hosenträgerbleigurt
Der Hosenträgergurt besteht aus gekreuzten Schultergurten. Dadurch entsteht eine sehr gute Entlastung durch optimale Verteilung des Bleigewichtes. Die Schulter- und Hüftgurte sind verstellbar. Das System verfügt über zwei herausnehmbare Abwurftaschen. Eine Zweimillimeter- Schaumpolsterung machen das Tragen sehr bequem. Dieses System findest du vor allem bei den Speerfischern und technischen Tauchern, da man sehr viel Gewicht mitnehmen, und über den Körper verteilt ausbalancieren kann.
Bleiweste / Harness
Das ist wieder etwas für Speerfischer, die ewig lange im Meer unterwegs sind und sich für die Jagd körperlich stabil positionieren müssen. Das Gewicht wird hauptsächlich in Innentaschen verteilt am Rücken getragen. Die Bleiweste besteht aus Neopren und verfügt über ein Schnelllösesystem. Für sportliches Freediving eher weniger geeignet.
Das Fußbleigewicht
Ein kleiner Gurt mit Bleigewicht für Füße wird wohl kaum einen Freediver begeistern. Tatsächlich dient diese Vorrichtung nur den Trockentauchern. Da diese mit Luft im Anzug tauchen und tarieren, verhindern sie mit dem Fußblei den versehentlichen Kopfstand im Wasser, wenn die Luft sich zu sehr zu den Füßen hinbewegt. Lediglich in der Apnoe – Disziplin „Free Immersion“ könnte auf dieses System urückegriffen werden, wenn es fußwärts in die Tiefe geht.
Die Maße des Bleigurtes
Die Länge eines Bleigurtes beträgt in der Regel 130 – 160cm, inklusive der Schnalle. Die Breite bewegt sich standardgemäß zwischen 45 und 55 mm. Achtung: Nicht alle Bleistücke haben einen breiten Schlitz von über 51mm. Die Stärke bewegt sich zwischen zwei Millimeter, was sehr elastisch ist, bis zu 4mm. Natürlich kannst du solche Gurte auch als Meterware bestellen. Dann kannst du deinen persönlichen Bleigürtel zurechtschneiden. Allerdings solltest du dann auch wissen, wie die Gurtenden mit der Schnalle befestigt werden.
Schnellabwurfschnallen
Wie schon erwähnt, sollte jedes Gewichtsgurtsystem für Taucher mit einem Verschluss ausgestattet sein, der für alle Taucher einheitlich, in immer der gleichen Art, mit nur einem Griff zu öffnen ist. Jedoch erfüllen nicht alle Verschlüsse diese Kriterien, da die Tariersysteme unterschiedlich sind, wie wir eben erfahren haben. Für uns Freitaucher gibt es dennoch in der Regel nur zwei unterschiedliche, aber handelsübliche Schnellabwurfschnallen
Handelsübliche Schnellabwurfschnalle
Die meisten Schnallen sind für Gurte bis 50mm Breite gefertigt. Das Material ist entweder Edelstahl oder Kunststoff. Die übliche Schnalle funktioniert über das Festklemmen des Bleigürtel. Das heißt, die Schnalle zeigt von dir ausgesehen, wenn du einen Bleigurt trägst, im geschlossenen Zustand nach links. Die Öffnung erfolgt demnach mit der rechten Hand nach rechts. Auch bei den eher selten anzutreffenden Harnessverschlüssen der Spearfisher ist der Edelstahlverschluss mittels D-Ring nach rechts zu öffnen, und die Spearfisherwesten haben einen simplen Klickverschluss, wie ihn jeder normale Rucksack hat.
Sicherheit / Hinweise
Achte stets darauf, dass der Gurt nicht zu hoch sitzt, aber auch nicht unter dem Hüftknochen. Stelle sicher, dass die Schnalle beim Tauchen fest geschlossen ist. Übe das Abwerfen des Gurtes bei dir selbst und beim Partner. Allerdings nur dort, wo du den Gurt nicht dauerhaft verlieren kannst. Löse den Gurt vom Körper immer so, dass du das Ende ohne Schnalle in der Hand hältst, da sonst die Bleistücke herunterrutschen können. Für diesen Fall gibt es Bleistopper aus Edelstahl oder Kunststoff. Mit denen kannst du jedes Bleistück fixieren. Falls du einen Gurt hast, bei dem das überstehende Stück fast eine Armlänge lang ist, kannst du das Stück kürzen. Allerdings muss es noch mit Handschuhen gut zu greifen sein, sonst ist der Gurt zu kurz. Erkundige dich über spezielle Apnoegurte bei speziellen Apnoetauchausrüstern wie OMER, Salvimar oder SEAC. Die werden natürlich auch in Deutschland vertrieben. Solltest du die Möglichkeit haben, kannst du auch dein Blei selbst gießen. Wichtigste Kriterien für einen richtigen Bleigürtel sind das Material und die Schnalle. Für Freediver ist der Gummigurt, seiner Elastizität wegen, der geeignete Gurt.