Hyperventilation beim Freitauchen
Hyperventilation bedeutet „Mehr – oder Überatmung“. Dieses Phänomen entsteht, wenn sowohl die Einatmung, als auch die Ausatmung aktiv betrieben werden. Dabei spielt es kaum eine Rolle, ob es eine Art Hecheln, oder ein großvolumiges Ein – und Ausatmung ist. In beiden Fällen kostet es Kraft und Sauerstoff.
Einflüsse und Wirkungen veränderter Atmung
Schon vor langer Zeit bemerkten Menschen, dass eine willkürlich, aber auch unbewusst veränderte Atmung immer eine Wirkung im menschlichen Körper erzeugt. So bemerkten sie auch, dass die intensive Form der Hyperventilation die Dauer des Luftanhaltens im direkten Anschluss signifikant erhöht. Das klingt zunächst vielversprechend.
Hyperventilation mehr Glück als Verstand?
Manche Tauchgänge, egal in welcher Disziplin diese ausgeführt wurden, gingen nach einer Hyperventilation gut aus, manche Tauchgänge fanden allerdings einen unerwünschten Ausgang. Ein unerwünschter Ausgang kann ein kurzer, nur ein paar Sekunden dauernder Moment der Bewusstlosigkeit sein. Auch bekannt unter Namen „Black Out“. Allerdings gibt es auch Fälle, in denen der Tauchgang eine längere Beatmung nach sich zieht. Da nie klar ist, ob ein Tauchgang nach einer Hyperventilation erfolgreich beendet werden kann, kann von Sicherheit hier keine Rede sein.
Weshalb hyperventilieren die Leute immer noch?
Häufig sind es unerfahrene Taucher, die versuchen, die Atemtechniken der Profis zu kopieren. Dabei lassen sie sich von beeindruckenden Bildern leiten, die dann keine entsprechende Umsetzung garantieren. Oft führt eine gewisse Aufregung dazu, dass sich die Vorbereitungsatmung unmerklich vertieft. Allerdings gibt es unter der Profis einige, die sich sicher sind, eine gewisse Toleranz gegenüber den veränderten Zuständen im Organismus zu haben. Doch auch solche Erfahrungswerte sind niemals eine Garantie.
Was also findet im menschlichen Organismus bei einer Hyperventilation statt?
Zunächst muss man wissen, dass im menschlichen Blutkreislauf lebenswichtiger Sauerstoff transportiert wird. Wird dieser Sauerstoff verbraucht, entsteht Kohlenstoffdioxid (CO2). Dieser Kohlenstoffdioxid ist keineswegs nur Abfall, der einfach nur wieder abgeatmet wird. Vielmehr dient er dem natürlichen Atemreflex, und ist darüber hinaus für das Säure – Basen – Verhältnis im Blut verantwortlich. Wenn ein Freediver nun wiederholt aktiv ein – und ausatmet, atmet er zwangsläufig Kohlendioxid ab. Somit geht der natürliche Atemreflex vorübergehend verloren. „Super“, denkt der Taucher sich. „ich kann länger tauchen ohne den lästigen Atemreflex“. Was der Apnoetaucher allerdings vergisst, ist die Tatsache, dass bei solchen Tauchgängen trotzdem Sauerstoff verbraucht wird. Und wenn der Sauerstoffgehalt im Blut, bzw. im Gehirn unter einen bestimmten Wert sinkt, reagiert das Gehirn mit einem Black Out“. In extremen Fällen finden schon kurz vor dem Tauchgang körperliche Symptome statt, die auf eine Hyperventilation schließen lassen. So wird durch den veränderten Säure – Basen – Haushalt der Sauerstoff nicht mehr ausreichend an das Gewebe, und somit auch nicht an das Gehirn abgegeben. Dadurch entsteht eine Unterversorgung. In der Medizin spricht man hier von einer respiratorischen Alkalose.
Streckentauchen (Dynamic) - großer Reiz, großes Risiko!
Besondere Aufmerksamkeit bei Atemvorbereitungen braucht es in der Disziplin „Streckentauchen“. Vor allem jüngere Menschen versuchen oft mit nur einem Atemzug in einem Hallen – oder Freibad eine oder zwei ganze Längen eines Sportbeckens zu durchtauchen. Beim Streckentauchen ist der Sauerstoffverbrauch sehr viel höher als beim Tieftauchen, geschweige denn beim statischen Luftanhalten. Hat man hier hyperventiliert, ist die Gefahr einen „Black Out“ zu erleiden, sehr hoch. Ein Freddiver spürt nur den steigenden Gehalt des Kohlenstoffdioxids, der beim Hyperventilieren eben erst viel später steigt. Ein Freediver spürt den sinkenden Sauerstoffgehalt allerdings nie, oder nur durch den Kräfteverlust.
Deswegen gilt: vermeide die Hyperventilation und lerne die richtige Atmung zur Entspannung!