Wie rette ich einen Freitaucher bei einem Unfall?

Grundsätzlich wollen wir davon ausgehen, dass wir nie in die Situation kommen, einen Freediver retten zu müssen. Doch gibt es zuweilen Fälle, in denen ein Freitaucher in eine Situation gerät, in denen wir als Buddy, als Sicherungstaucher, oder Lehrer helfend agieren müssen. Ein Freitaucher, der in seinen Leistungen weiterkommen möchte, ist damit beschäftigt Grenzen zu verschieben. Doch wo liegen diese Grenzen? Um diese Frage beantworten zu können, sollten Apnoetaucher mehrere Faktoren in Betracht ziehen. Immerhin bedeutet eine Grenze hinsichtlich Leistungen Im Apnoesport auch eine Grauzone. Rettungsübungen beim Apnoetauchen sorgen dafür das man routinierter mit Gefahrensituationen umgehen kann.

Gründe, die zu einem unerwünschten Ende eines Tauchganges führen können

Der ständige Begleiter eines Freediver ist die Gefahr einer Hypoxie. Eine Hypoxie beschreibt eine Unterversorgung von Sauerstoff im Gehirn. Doch wann ist eine Hypoxie erreicht? Genau diese Frage lässt sich eben nicht konkret bei jeden Taucher gleich beantworten, da jeder Apnoetaucher unterschiedliche Toleranzen aufweist, und diese auch immer abhängig sind vom Gesundheitszustand, von der Tagesverfassung, vom sportlichen Ehrgeiz, von einem unaufmerksamen Sicherer, oder von unvorhersehbaren Ereignissen, die den Verlauf eines Tauchganges negativ beeinflussen können. Deshalb ist es stets ratsam Rettungsübungen in seinem Training mit einzubauen. Davon abgesehen müssen wir unterscheiden zwischen einem Unfall in einem Pool, also Frei – oder Hallenbad, und einem Unfall im Freiwasser beim Tieftauchen. Allein diese Möglichkeiten solcher Ereignisse weisen darauf hin, dass Apnoetaucher immer ein „Erste Hilfe Set“, vor allem reinen Sauerstoff in der Nähe haben sollten. Eine entsprechende Schulung in „Erste Hilfe“ mit Sauerstoffanwendung ist daher sehr ratsam, und die wird auch angeboten. Die regelmäßige Durchführung von Rettungsübungen sollte immer Bestandteil eines guten Apnoetrainings sein.

Mögliche Unfälle in einem Pool

In der Regel haben wir in Bädern zwei Disziplinen: Statisches Tauchen im flachen Bereich an einem Beckenrand und Streckentauchen in einer durchschnittlichen Tiefe von 180 cm. In beiden Fällen können Sicherungspartner gegen Ende eines Tauchganges zwei Szenarien gegenüberstehen:

  • Einem Blackout (Bewusstlosigkeit)
  • Einem “Loss of moto control” (Verlust der motorischen Kontrolle, auch LMC genannt)

Blackout im statischen Tauchen

Ein Blackout kündigt sich für den Sicherungspartner wie folgt an:

  • Energischer Kampf in der Schlussphase, sichtbar durch heftige Kontraktionen.
  • Reaktionslosigkeit bei den Sicherheitsabfragen.
  • Reaktionslosigkeit bei verbaler Kontaktaufnahme
  • Plötzliches kontinuierliches Luftablassen bei Regungslosigkeit

Die sofort zu ergreifenden Maßnahmen sind wie folgt:

  • Den Freediver umdrehen, sodass dieser mit seinem Kopf im Arm des Retters liegt, und somit gewährleistet ist, dass dessen Atemwege nicht mehr unter Wasser sind.
  • Maske oder Nasenklammer und Schwimmbrille abnehmen und dem Apnoetaucher ins Gesicht blasen, ihn berühren und ansprechen. Nach Möglichkeiten aus dem Wasser bringen. Dazu sollte sofort eine Hilfsperson gerufen werden.

Normalerweise kommen die verunglückten Taucher relativ bald wieder zu Bewusstsein. Falls nicht, sofort außerhalb des Wassers mit der Beatmung beginnen, wenn nicht schon die Sauerstoffbeatmung eingesetzt werden kann. Für die „Mund zu Mund Beatmung“ gilt: Kopf überstrecken, eine Hand mit dem Handballen an der Stirn und mit Zeigefinger und Daumen die Nase verschließen. Die andere Hand den Mund offen halten. Bei „Mund zu Nase Beatmung“ ebenfalls den Kopf überstrecken, aber mit der Hand am Kinn den Mund verschließen. Relativ kräftig in die Atemwege ausatmen. In der Regel sind die verunfallten Taucher bei zwei bis fünf Beatmungen wieder bei Bewusstsein. Sollten die Beatmungen wiederholt nichts bringen, oder sogar kein Puls festzustellen sein, müsste die Rettungsleitstelle 112 informiert werden. Bis zu deren Eintreffen gilt „Erste Hilfe“ leisten, also auch die Herzdruckmassage durchführen. Für Laien sind mittlerweile in fast allen öffentlichen Einrichtungen automatische externe Defibrillatoren (AED) vorhanden. Diese Rettungsübungen sollte man stets üben um in Notfall routiniert agieren zu können.

Loss of motor control“ (LMC)

Auch in diesem Fall sind die Merkmale für den Sicherungspartner bei Rettungsübungen wie folgt:

  • Energischer Kampf in der Schlussphase, sichtbar durch heftige Kontraktionen.
  • Reaktionslosigkeit bei den Sicherheitsabfragen.
  • Reaktionslosigkeit bei verbaler Kontaktaufnahme

Anders als beim Blackout kommt der Freediver gerade noch so mit dem Kopf aus dem Wasser, kann sich in der Regel aber nicht gut halten. Es gibt darüber hinaus folgende Symptome:

  • Zittern am ganzen Körper
  • Mangelnde oder fehlende Ansprechbarkeit
  • Eingeschränkte Artikulation
  • Unfähigkeit richtig zu atmen
  • Unterschiedliche Krämpfe

Hier gilt es den Freediver zu stützen, Apelle zum Atmen zu geben, vor Verletzungen, wie das Anhauen des Kopfes am Beckenrand, zu schützen. Diese Zustände dauern erfahrungsgemäß nicht lange an.

Blackout Streckentauchen

Diese Situation ist etwas komplexer, da ein Sicherungstaucher oder Partner in der Regel an der Oberfläche mitschwimmt und den Taucher maximal 2m unter ihm taucht. In den meisten Fällen beginnt eine Hypoxie beim Streckentauchen damit, dass sich das Tempo des Tauchers plötzlich verändert, der Taucher aus seiner Spur taucht, nach dem Auftauchen wieder zurück ins Wasser sinkt, oder einfach am Grund liegen bleibt und Luft verliert. Schafft es der Apnoetaucher noch an die Oberfläche, gilt das, was im vorigen Kapitel besprochen wurde. Andernfalls muss der Sicherungstaucher von der Oberfläche aus zum verunfallten Freediver hinabtauchen und ihn mit einem Arm um den Nacken, die Maske sichernd, nach oben tauchen. Unter Zuhilfenahme der Flossen, die jeder Sicherer zum Begleiten an der Oberfläche nutzen muss, kann der Freediver nun zum Beckenrand abgeschleppt werden. Von da an gelten die Maßnahmen wie im vorigen Kapitel beschrieben

Tauchunfälle beim Tieftauchen

Bis auf extrem wenige Ausnahmen gibt es für einen Apnoe – Tieftaucher auf dem Weg in die Tiefe, bei einem klassischen Verfahren am Seil mit Boje und Grundgewicht, keine Gefahr. Es sei denn, es handelt sich um ein Barotrauma durch mangelnden Druckausgleich. Sollte demnach ein Barotrauma im Mittelohr stattfinden, entsteht ein starker Schmerz und ein starker Schwindel. In solchen Fällen bleibt zu hoffen, dass bei diesem Unglückstaucher ein Partner noch oder schon in erreichbarer Nähe ist, und dieser eine Rettung einleiten kann. In allen anderen Fällen besteht die größte Gefahr, ähnlich dem Gerätetauchen, beim Auftauchen, und dies vor allem auf den letzten 10 – 6 Metern. Durch den fallenden Sauerstoffteildruck im Blut, und damit auch im Gehirn, kann es auch hier zu einer Hypoxie kommen, die sich entweder in einem eher glimpflichen Verlauf als „Loss of moto control“ (LMC) an der Wasseroberfläche offenbart, oder als Blackout, der noch in der Tiefe vor dem Auftauchen entstehen kann.

Rettungszenario in der Tiefe

Im herkömmlichen Tiefentraining taucht der Sicherungstaucher dann in die Tiefe, wenn der Trainierende oder Athlet an seinem Wendepunkt den Weg in Richtung Oberfläche angetreten hat, sodass sich beide Freediver im günstigen Fall in der Mitte des Weges begegnen und somit beide „face to face“ miteinander auftauchen. Sollte sich in diesem Tiefenbereich abzeichnen, dass der Athlet in eine Hypoxie kommt, sollte der Sicherer den Athleten so schnell wie möglich mit einem Rettungsgriff zur Oberfläche bringen. Hierzu wäre es geeignet, wenn der Sicherer den Athleten von hinten oder von der Seite mit einer Hand Kopf und Maske fixiert, mit der anderen Hand den Köper stabil hält und so mit ihm an die Oberfläche taucht. An der Oberfläche angekommen, sollte in beiden Fällen, ob Blackout oder LMC, der Sicherer dem Athleten die Maske entfernen, den Apell zum Atmen geben und ihn weiterhin stabilisieren, damit dieser nicht wieder zurück unter die Wasseroberfläche sinkt. Bei einem Blackout sollte in jedem Fall versucht werden, Beatmungen durchzuführen. In schweren Fällen muss der Sicherer den Athleten sofort zum Ufer schleppen um dort die Rettungskette einzuleiten. Die entspräche dem Szenario, welches schon im Kapitel „Blackout im statischen Tauchen“ beschrieben wurde.

Sicherung bei Wettkämpfen und professionellen Trainings

Wegen der enormen Tiefen, die bei Wettkampfathleten erreicht werden, wurde das „Counter Weight Ballast System“ eingeführt. Das ermöglicht bei jedem Tauchgang ein erneutes Absinken des Athleten in große Tiefen bei entsprechend tiefen Blackouts zu verhindern, da das Grundgewicht mittels Gegengewichtssystem nach oben gezogen wird. Durch die obligatorisch gewordene Safety Lanyard bleibt der verunfallte Apnoetaucher immer am Grundgewicht hängen. Sicherungstaucher haben somit die Chance, einen hypoxischen Athleten schneller zu bergen. Dieses System ist allerdings aufwendig und braucht zusätzlich mindestens eine Hilfskraft. Einer der wichtigsten Punkte bleibt jedoch, dass man im Vorfeld diverse Rettungsübungen mit dem Counter Weight Ballast System durchgeführt hat und mit dem System vertraut ist, damit man im Notfall schnell und routiniert handeln kann.

Fazit

Respektiere deine augenblicklichen Grenzen und steigere dich langsam. Rettungsübungen solltest du immer mit in deinem Training einbauen . Das schafft für dich und deinem Buddy Routine, welche euch dann im Ernstfall hilft im kühlen Kopf die richtigen Maßnahmen für die Situation umzusetzen.

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