Der Schnorchel – nur ein lästiges Rohr?

Der Schnorchel gehört zur ABC – Ausrüstung eines jeden Tauchers. ABC steht für Grundausrüstung. Der Schnorchel ist eine Atemhilfe an der Wasseroberfläche und ist somit die außerkörperliche Verlängerung der Luftröhre. Wenn du beim Schwimmen oder Schnorcheln durch einen Schnorchel atmest, musst du den Kopf nicht ständig aus dem Wasser heben, um Luft zu holen. So kannst du die Unterwasserwelt in klaren Seen und im Meer von der Wasseroberfläche aus entspannt beobachten. Solltest du mit einem Tauchpartner unterwegs sein, kann dieser auch mal tiefer abtauchen und von dir ebenso entspannt beobachtet werden. Somit gewährst du ihm etwas Sicherheit. Manche Freediver benutzen den Schnorchel, um sich auf tiefe Tauchgänge vorzubereiten. Sie liegen bäuchlings im Wasser, nehmen die Tiefe in sich auf und atmen dabei durch den Schnorchel. Vor dem Abtauchen nehmen sie den Schnorchel aus dem Mund. In jeder Freediving Akademie kannst Du das lernen. Ein Gerätetaucher, der von oder zu seinem Tauchspot schwimmen muss, weil das Tauchen gerade nicht möglich ist, kann ebenfalls den Schnorchel benutzen, um nicht in unangenehmer Wasserlage sich und sein Tauchgerät in anstrengender Weise durch das Wasser zu bewegen.

Aufbau des Schnorchels

Der Schnorchel sieht zwar auf den ersten Blick so aus, als wäre er ein einziges Stück; ist er am Ende auch. Doch unterteilen wir diesen in verschiedene Bereiche.

Mundstück

Im Mund sollte der Schnorchel leicht zu tragen sein, ohne dass es im Bereich der Zähne oder des Zahnfleisches zu Schmerzen kommt. Das Mundstück sollte aus bissfestem, jedoch weichem. UV-beständigem Silikon bestehen (kein Gummi). Beim Anlegen im Mund sollte es direkt auf den Sitz im Gebiss ausgerichtet sein, d. h. es ist keine Anpassung durch ständiges Biegen und Ziehen des Schnorchelrohres nötig. Manche Schnorchel haben bereits dreh- und austauschbare Mundstücke, da die Beißwarzen des Mundstückes doch manchmal Gefahr laufen kaputt gebissen zu werden. Allerdings sind solche beweglichen Teile langfristig nicht dicht. Aufpassen muss man auch bei Verbindungen zwischen Mundstück und Schnorchelrohr: Schnorchel mit einem flexiblen Faltenbalg zwischen Rohr und Mundstück sind sehr instabil und verursachen gerne Kieferkrämpfe bei längeren Touren. Auch führen Faltenschläuche zu Verwirbelungen im Atemluftstrom und verschlechtern die Atemqualität. Wenn dann noch gelegentlich der eine oder andere Wassertropfen hängen bleibt und versehentlich mit eingeatmet wird, kann es zu unangenehmen Hustenreizen und im Extremfall zum Stimmritzenkrampf kommen.

Ausblasventil

Ausblasventile am Mundstück sollen das Ausblasen des Wassers erleichtern. Allerdings besteht auch hier die Wahrscheinlichkeit, dass Silikonventile mit der Zeit steif und porös werden und nicht dicht bleiben, was dazu führt, dass ständig eine kleine Wasserpfütze im Mundstück herumschwappt.

Schnorchelrohr

Das Schnorchelrohr ist der eigentliche Kanal, in dem die Luft ungehindert zirkulieren muss. Dafür muss dieser eben auch bestimmte Kriterien erfüllen.

Die Länge

Die Länge sollte bei Erwachsenen höchstens 35cm und bei Kindern höchstens 30cm betragen. Ist der Schnorchel zu lang, kann es zu einer Pendelatmung kommen. Das heißt, der Schnorchel wird nicht ganz ausgeblasen und die verbrauchte Luft wird wieder eingeatmet. Der in der ausgeatmeten Atemluft enthaltene Kohlenstoffdioxid (CO2) reichert sich im Blutkreislauf an, und es kommt zur CO2 – Vergiftung (Hyperkapnie), bzw. zu einer Ohnmacht durch Sauerstoffmangel (Hypoxie).

Der Durchmesser

Da das Atmen durch den Schnorchel leicht und mühelos gehen sollte, darf der Schnorchel nicht zu eng, nicht zu weit, und nicht zu lang sein. Daher ist der Innendurchmesser abhängig vom Alter des Schnorchel- oder Apnoetauchers. Bei Erwachsenen sind 18- 25mm empfohlen, bei Kindern 15- 18 mm. In den meisten Fällen bekommst du einen regulären Schnorchel mit ca. 23mm, und einen Kinderschnorchel mit ca. 17mm Durchmesser. Manche Erwachsene finden einen engen Schnorchel gut, da der Atemwiderstand ihnen das Gefühl gibt Luft zu bekommen. Dieser Schein trügt, da erstens weniger Luft zirkuliert, und zweitens die Atemmuskulatur mit der Zeit überanstrengt wird, was zur Erschöpfung führt.

Wellenschutz und Trockenschnorchel

Manche Hersteller bieten Schnorchel mit Wellenschutz an der oberen Öffnung des Schnorchelrohres an. Sobald Wasser von oben in den Schnorchel dringt, macht eine Verschlussmembran dicht. In diesem Zustand soll der Wellenschutz in Tiefen bis zu 3m dichthalten. Wenn diese Membran an der Oberfläche dich macht, kommt zwar kein Wasser rein, aber atmen kann man in diesem Moment auch nicht. Zwar gibt es auch einen Wellenschutz ohne Membran, Doch erschwert dieser wiederum das Ausblasen des Schnorchels, da meistens etwas Wasser zurück läuft. Für das Freitauchen sollten diese Schnorchel vermieden werden, auch wenn darauf Lobeshymnen gesungen werden. Davon abgesehen sind diese Schnorchel oft größer als andere und eignen sich für Freediver überhaupt nicht.

Material

Idealerweise sollte das Schnorchelrohr flexibel und nicht zu hart sein. Deswegen gibt es inzwischen weiche Siliconschnorchel, die bei den Einsätzen ihre Form behalten und trotzdem zusammengerollt werden können. Der Tragecomfort ist bei weichen Siliconschnorchel viel höher als bei Schnorchel aus Hartplastik. Steife Schnorchel neigen zu starkem Flattern bei tiefen Schnorcheltauchgängen, beziehungsweise beim Apnoetauchen, was wiederum bei langen Exkursionen im Bereich der Ohren unangenehmen Druck verursachen kann. Natürlich darf ein Schnorchel auch nicht so weich sein, dass er ins Wasser abknickt, oder vom Maskenband abgedrückt wird.

Die Befestigung des Schnorchels

In der Regel haben Schnorchel eine Halterung, durch welches das Maskenband läuft. Wer sich sicher ist, dass der Schnorchel nie stört und nie weggenommen wird, bevorzugt diese Lösung. Oft gibt es dafür bewegliche Clips oder Silikonringe an der Maske, welche relativ einfach zu bedienen sind. Hier können höchstens Haare eingeklemmt werden.  Der Schnorchel sollte bei längerem Tragen nicht am Maskenband „zerren“, da sonst die Maske nicht mehr richtig sitzt und somit Wasser hineinkommt Freediver und Spearfisher verzichten auf alles, was den Strömungswiderstand des Wassers negativ beeinflussen könnte. Manche Apnoetaucher stecken den Schnorchel bei Bedarf einfach unters Maskenband und ziehen diesen einfach wieder heraus, wenn sie ihn nicht brauchen. Apnoeathleten haben bei ihren Vorbereitungen den Schnorchel ganz ohne Fixierung nur im Mund. Hier sollte der Schnorchel am oberen Bereich einen Auftriebskörper (Styroporring) haben, damit dieser nicht untergeht, wenn der Athlet ohne Schnorchel abtaucht.

Sicherheit und Hinweise

Wer sich ernsthaft mit dem Apnoetauchen beschäftigen möchte, sollte von Anfang an lernen, den Schnorchel vor dem Abtauchen aus dem Mund zu nehmen. Sollte der Schnorchel während des Tauchgangs im Mund bleiben, muss dieser anschließend ausgeblasen werden, und das, bevor Luft geholt wird. Hier besteht die Gefahr ohnmächtig zu werden. Nach jedem Tauchgang muss der Schnorchel entwässert bzw. ausgeblasen werden. Gleichzeitig ist eine entsprechende Erholungsatmung direkt nach dem Tauchgang wichtig. Hier dürfen Schnorchelaktionen keinesfalls die Atmung behindern. Wer also nach einem Tauchgang den Schnorchel nicht mehr ausblasen kann, kann auch nicht mehr in die Erholungsatmung kommen. Wer versehentlich, oder aus zu großem Ehrgeiz heraus, einen zu tiefen oder zu langen Tauchgang in Apnoe hinter sich hat, könnte schon beim Aufstieg zur Wasseroberfläche auf den letzten Metern bewusstlos werden. Die Luft in der Lunge strömt heraus und das Wasser im Schnorchel gelangt in die Lunge. Das kann tödlich enden. Damit das nicht passiert, ist es empfehlenswert entsprechende Kurse zu besuchen, und sich bei kompetenten Partnern wie Aqualung  oder Omer über die richtige Wahl beraten zu lassen.

Optik - transparent oder Farbe

Bei der Entscheidung darüber, ob es ein farblicher oder transparenter Schnorchel sein soll, gibt es ein paar Überlegungen: Einen transparenten Schnorchel sieht man unter Wasser nicht gut, dafür kann man hineinsehen, falls sich mal etwas Festes darin verirrt hat. Farbliche Schnorchel sind Geschmackssache. Eine Signalfarbe am oberen Schnorchelende ist immer gut erkennbar. Nur in größeren Tiefen von ca. 10 – 30 Metern ist Schluss damit, weswegen Apnoetaucher, wenn überhaupt, meistens einen schwarzen Schnorchel bei sich haben.

Resümee

Der Schnorchel sollte ein verlässliches Hilfsmittel sein, frei von Anfälligkeiten. Er sollte ungehindert Luft spenden, wenn wir durch ihn atmen. Er sollte einfach zu handhaben sein, und nicht untergehen, wenn wir ihn mal nicht brauchen. Wie überall gilt auch hier: Viel Technik, viel Möglichkeiten Schaden zu nehmen. Tragekomfort und einfache Befestigungen, sowie leichtes Ausblasen sind wohl die wichtigsten Kriterien bei der Auswahl des perfekten Schnorchels.

bahner

Author bahner

More posts by bahner