Wozu braucht man eigentlich einen Neoprenanzug?
Alle tragen Neo’s: Surfer, Schwimmer, Taucher und andere Wassersportler. Wie aber ist es mit den Apnoetauchern? Um sicher freitauchen zu können, ist eine angemessene Ausrüstung unabdingbar. Zu dieser Ausrüstung gehört auch der Neoprenanzug. Der Neoprenanzug ist in erster Linie ein Schutz. Je nach Einsatzgebiet schützt ein Apnoe – Neoprenanzug z.B. vor Kälte. Jedes tauchtaugliche Gewässer ist immer kälter als die eigene Körpertemperatur. Deswegen würdest du ohne Neoprenanzug, auch in warmen Meeren, früher oder später frieren. Ein Apnoeanzug schützt auch vor Sonne. Da du als Apnoetaucher zur Vorbereitung und zur Erholung zwischen den Tauchgängen längere Zeit an der Wasseroberfläche bist, würdest du ohne Neoprenschutz schnell einen Sonnenbrand bekommen. Das gilt vor allem für das Training in Freibädern. Während der Tauchgänge im freien Wasser schützt dich der Apnoeanzug auch vor Verletzungen, z.B. bei unfreiwilligen Berührungen mit Felskanten, scharfen Gegenständen an Wracks, und nesselnden Lebewesen wie Korallen, Plankton und Quallen. Natürlich sorgt der Neoprenanzug auch für einen positiven Auftrieb, sodass du immer an der Oberfläche bleibst, ohne dich dabei anzustrengen. Der Apnoetauchanzug sollte immer sehr bequem sein, sodass du dich wohlfühlst. Dabei ist es egal, ob du im Pool still die Luft anhältst, ob du weite Strecken schnorchelst, oder in die Tiefe tauchst.
Unterschiede Apnoe- und Gerätetauchanzüge
Vielleicht kennst du bereits Neoprenanzüge aus dem Gerätetauchen, auch Scubatauchen genannt. Zwischen diesen und den Apnoetauchanzügen besteht allerdings ein enormer Unterschied.
Einteiliger Anzug
Ein Gerätetauchanzug ist meistens einteilig, ist relativ schwer und hat Reißverschlüsse. Reißverschlüsse haben einen negativen Einfluss auf die Dichtheit, die Isolierung und den Tragekomfort. Gerätetauchanzüge gibt es als Nassanzüge, was bedeutet, es kommt ständig Wasser hinein, und Halbtrockenanzüge, was bedeutet, dass durch Dichtmanschetten weniger Wasser hinein kommt. Zu den Gerätetauchanzügen zählen noch die Trockentauchanzüge, die aber über einen druckluftführenden Schlauch mit dem Tauchgerät verbunden sind. Mit diesen Anzügen ist das Apnoetauchen völlig unmöglich und entspräche dem Versuch, mit einem Raumfahrtanzug tauchen zu gehen. Gelegentlich findet man sogenannte Einteiler aus Glatthautneopren ohne Kopfhaube, die zum Apnoetauchen verwendet werden. Diese sind allerdings nur für Bäder und tropische Gewässer geeignet und auch diese haben meistens Reißverschlüsse, die den Tragekomfort beeinflussen.
Zweiteiliger Anzug
Ein Apnoeanzug ist meistens zweiteilig, leicht, und besteht aus einer Hose oder Latzhose mit Trägern (Engl. Long John), und einem Oberteil (Jacket) mit angesetzter Kopfhaube. Das Oberteil wird mit einem Latz, genannt Biberschwanz, oberhalb des Schrittes zugeknöpft. Apnoeanzüge sind sehr elastisch und anatomisch geformt, da wir Arme und Beine in vollem Umfang gebrauchen.
Material der Apnoeanzüge
Um einen größtmöglichen Bewegungskomfort zu erreichen, gibt es für Apnoetauchanzüge unterschiedliche Neoprenarten, wie z.B. das Yamamoto, und diverse Verarbeitungen. Entscheidend für die richtige Auswahl eines guten Apnoetauchanzuges ist immer der Einsatzort, also in welchem Gewässer du tauchen willst. Danach richtet sich auch das Material und die Materialstärke.
Kaschierter Neoprenanzug
Es ist das Neopren, welches wir von gewöhnlichen Tauchanzügen (Nassanzügen, bzw. wetsuits, engl.) her kennen. Es beschreibt eine „Polyester / Nylon-Jersey“ – Beschichtung, die sehr abriebfest ist. Diese Anzüge gibt es einseitig und beidseitig kaschiert. Ein kaschierter Neoprenanzug ist weich und robust, jedoch nicht so elastisch. Auch bleibt man im Wasser nicht ganz trocken, da sie keine wasserdichten Abschlüsse haben. So entsteht beim Tauchen zwischen Haut und Neopren ein dünner Wasserfilm, der sich anfangs von der Körpertemperatur erwärmt, mit der Dauer im Wasser allerdings abkühlt.
Offenzelliges Neopren
Offenzelliges Neoprenist das unbeschichtete, aufgeschäumte Neopren, welches sehr dehnbar ist und durch seine Luftbläschen eine sehr hohe Wärmeisolierung aufweist. Offenzelliges Neopren, im englischen „open cell“ genannt, ist nur für die Innenseite des Apnoetauchanzuges geeignet. Es liegt sehr eng auf der Haut an und ist nahezu dicht. Um einen „open cell“ – Apnoeanzug anzuziehen, benötigt man ein sehr gleitfähiges Mittel wie z.B. Duschgel. Hinweis: Offenzelliges Neopren ist sehr empfindlich gegenüber Fingernägeln. Beim An- und Ausziehen ist hier größte Vorsicht geboten. Wenn Du mal einen kleinen Riss durch Fingernägel hast, ist der Apnoeanzug nicht gleich kaputt. Nur die Menge der kleinen Risse wirkt sich irgendwann negativ auf die Wärmeisolierung aus.
Glatthautneopren
Glatthautneopren ist ein glattes, gummiähnliches Neopren, das sehr elastisch ist und einen geringen Strömungswiderstand hat. Glatthautneopren kann man sowohl innen als auch außen tragen. Glatthaut, auch smooth skin genannt, ist sehr empfindlich und wird fast ausschließlich für Wettkämpfe verwendet. Beim An- und Ausziehen ist der Fingernägel wegen hier die gleiche Vorsicht geboten.
Die Materialstärke von Neoprenanzügen
Bei der Materialstärke kannst du von 1,5mm bis 10mm wählen. Hier müssen wir allerdings unterscheiden zwischen Maßanfertigung und Konfektionsware. Die gängigen Stärken sind 3mm, 5mm und 7mm. Im Folgenden stellen wir dir die Stärken und die entsprechenden Einsatzorte vor:
9-10mm – Anzüge sind Spezialanzüge für Wintereinsätze und arktische, bzw. antarktische Gewässer und werden nur maßgefertigt. Diese Anzüge, aufgrund ihrer Stärke, an- und auszuziehen, erfordert allerdings ein gewissen Geschick, wenn nicht sogar Hilfe.
7-8mm – Anzüge eignen sich für kühle Gewässer in den Übergangsjahreszeiten und teilweise im Winter in unseren heimischen Seen.
5mm ist der Standard der meisten Freediver. Innen offenzellig kann man in mediterranen und heimischen Gewässern fast ganzjährig tauchen. Im Winter wird er sogar noch im Roten Meer getragen.
1,5 – 3mm sind die Apnoeanzüge für die warmen Gewässern mit Wassertemperaturen von über 26 Grad. Außen Glatthaut eignen sie sich bei entsprechender Tarierung auch für die Trainings im Pool (Frei- bzw. Hallenbädern). In den Tropen sind sie fast zum Standard geworden.Für das statische Training in 28 Grad warmen Gewässern z.B. ist jeder Anzug unter einer Stärke von 3mm nicht mehr ausreichend, weil du trotz Anzug Wärme abgibst. Für das Streckentauchen verwende einen möglichst dünnen, aber gut isolierenden Anzug (ca. 1,5mm – 3mm). Er sollte außen Glatthautneopren haben, der Gleitfähigkeit wegen. In den meisten Fällen werden hier Schwimmanzüge verwendet.
Ausführung
Es gibt Anzüge in unterschiedlichen Farben. Solltest du am Spearfishing interessiert sein, kannst du sogar Anzüge in Tarnfarben bestellen. Das nennt man auch carmouflage.
Sicherheit / Hinweise
Wasche nach jedem Tauchgang den Anzug mit klarem Wasser aus und lagere ihn luftig und trocken. Vermeide zu lange direkte Sonneneinstrahlung. Achte bei offenzelligem Neopren auf die Fingernägel und lasse dir das An- und Ausziehen von einem Profi zeigen. Orientieren kannst du dich bei Herstellern, die schon lange auf dem Markt sind und aus der Spearfishing – Szene kommen. Apnoeanzüge sind spezielle Anzüge, die perfekt auf die Bewegungen unter Wasser ausgelegt sind. Deshalb sollten für das Freitauchen die Geräteanzüge vermieden werden.
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